Lesung im Sinn & Sinnlichkeit am 13.02.2007

Lesung im Sinn & Sinnlichkeit am 13.02.2007

Mein erstes Mal

 

Gestern war es also so weit. Unsere erste Lesung fand im Sinn und Sinnlichkeit, einer Buchhandlung in München, statt. Ulrike Müller hat ein edles Ambiente für die erotischen Bücher geschaffen, die sie dort anbietet. Warmes Holz und wunderschöne Schriftzüge über den Regalen verleihen dem Ganzen eine sinnliche, exquisite Atmosphäre. Die Familie Müller hatte alles wunderbar für die Lesung vorbereitet. Auf den Bierbänken lag weißer Stoff, was allem einen festlichen Touch verlieh.


Ich war zu diesem Zeitpunkt kein bisschen nervös und was ich wirklich faszinierend fand, war, dass die Menschen nur so hereindrängten. Sie wollten uns tatsächlich alle zuhören. So viele. Ein paar Bekannte schauten vorbei. Und wieder einmal bewahrheitete sich:
"Man trifft sich immer zwei Mal im Leben.“
Ein Mann kam herein – ich wohnte vor acht Jahren im selben Mietshaus wie er.

Viele waren anwesend, weil sie von einer Anzeige in der SZ oder im IN München angelockt worden waren. Nach zwanzig Uhr kamen die Zuhörer immer noch tröpfchenweise, aber um viertel nach Acht war es endlich so weit. Für uns standen zwei Stühle, ein Tisch und eine Stehlampe bereit. Die Lichter wurden gedimmt, Kerzen angezündet und unser Tisch von dem Schein der Stehlampe erhellt.

Und plötzlich fühlte ich, wie in meinem Magen winzige Champagnerperlen zerplatzten, das Atmen fiel mir etwas schwerer und dann folgte kurz dieser Mega-Adrenalinkick.
Puhhh.
Wow!!
Ein Gefühl, als würde ein Feuerwerk im Inneren hochgehen.

Wir wurden vorgestellt und dann ging es auch schon los. Zuerst las Jasmin, ich saß neben ihr und wünschte mir auf einmal, ganz weit hinter den Zuhörern Platz genommen zu haben. Aber dafür war es nun wahrlich zu spät. Dort, hinter allen anderen hätte ich Atemübungen machen können, aber hier vor aller Augen hätte es wohl etwas seltsam angemutet und für Jasmin wäre es ganz sicher ziemlich irritierend gewesen, wenn ich plötzlich gehechelt oder tief und laut durchgeatmet hätte. Geben wir es doch einmal offen zu: Diese Hechel-Atemübungen lassen einen nicht gerade geistreicher oder hübscher erscheinen. Es sieht sogar ziemlich… ach Sie wissen schon wie, aus.
Aber: Wenn´s hilft.

Jasmin las fantastisch, keine Fehler, jede Interpunktion und Betonung saß.
Ob ich das auch so hinbekommen würde?
Vor einigen Tagen, als Jasmin und ich uns gegenseitig die Texte vorgelesen haben, befürchtete ich schon, Sie, liebe Zuhörer würden vor Langeweile umkommen und womöglich vorzeitig die Flucht ergreifen.
Grauenvolle Vorstellung!
Aber unsere Anmerkungen bezüglich der Schwachstellen haben Sie davor bewahrt, und es ist schier unglaublich, was man alles mit der richtigen Betonung aus einem Text herauskitzeln kann. Ich selbst dachte bei der Lesung, ich wäre etwas kurzatmig, hatte „oh Schreck“ ein paar kleine Versprecher, aber das Wichtigste war – kein einziger Verhaspler im entscheidenden Moment – bei der Erotikszene. Und hier musste ich wesentlich schneller lesen, aber Gott sei Dank, meine Kurzatmigkeit war wie weggeblasen, ich las und las und ehe ich mich versah ‑ war es leider schon vorüber und mein letztes Textblatt segelte elegant zu Boden.

In der Pause haben wir uns unter das bunte Völkchen gemischt, mit ihnen geplaudert, vielen vielen „Seidene Küsse“ ein neues Zuhause verschafft und eine Widmung mit auf den Weg gegeben.

„Die Geschichten waren sehr erotisch.“
„Sie sehen toll aus."
„Ich bin froh, dass ich von der Lesung erfahren habe.“
„Ich habe das Buch schon gelesen. Ich möchte aber noch eines kaufen und es einem Freund schenken.“
„Das hat uns sehr gefallen. Sagen Sie uns doch bitte Bescheid, wenn Sie wieder eine Lesung halten.“
„Wie unbekümmert und natürlich Sie die eindeutigen Worte vorgetragen haben, das fand ich sehr schön.“

So ging es weiter und allseits spürte ich, wie unsere Zuhörer sich in der Atmosphäre wohl fühlten und sich auf den zweiten Teil freuten, den wir wesentlich kürzer gestalteten.
Die Lacher ‑ im richtigen Moment ‑ waren Bestätigung für uns und der Applaus war für mich wie der köstlichste Wein, die lukullischste Speise, die sinnlichste Nacht ‑ mit anderen Worten das reinst Aphrodisiakum.
Wow!
Und unsere Auswahl der Geschichten und wie wir es vortrugen, lockte noch einmal zum Kauf von „Seidene Küsse“.

Glauben Sie es mir oder nicht, ich war so aufgekratzt, dass ich erst noch um die Häuser ziehen musste. Als ich nach Hause kam, brannte bei einer Freundin Licht und da wir uns beide außerdem viel zu erzählen hatten, telefonierten wir nicht lange, sondern stießen gleich persönlich auf ihren Geburtstag an. Danach war ich immer noch nicht müde und habe deshalb im Internet gejettet, bis dieser außergewöhnliche und herrliche Tag sich auch für mich dem Ende zuneigte.

Fazit:
Das will ich wieder haben!
Dieses Gefühl.
Diese Freude.
Diesen immensen Adrenalinkick.

Aveleen

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© Aveleen Avide